Der Marzemino: ein einzigartiger Wein
Eigenschaften, Geschichte und kulinarische Kombinationen eines Weines mit langer Tradition.
DIE UNTERSCHEIDUNGGSMERKMALE
Wie sieht der Marzemino aus?
Wenn man den italienischen Weinführer von Slow Food Editore zitiert, “Von dem Marzemino wird eine ziemlich hohe Anzahl von Biotypen katalogisiert [...]. Alle haben normalerweise eine längliche Traubenform, durchschnittlich kompakt, zylindrisch-pyramidenförmig mit ein oder zwei Verzweigungen. Die Weinbeere ist mittelgroß, kugelförmig, mit einer blau-schwarzen und starker Wachsschicht versehenen Schale, mehr oder weniger dünn, aber trotzdem sehr fest.
Die am meisten verbreitete Sorte ist der Marzemino Gentile o Comune. Die Farbe der Blätter im Sommer geht von grün bis rot-violett, die Reifung der Traube erfolgt ziemlich spät. Die Pflanze liebt sonnige Gebiete mit wenig Wind, sie ist nicht anfällig für Blauschimmel, reagiert aber empfindlich auf Mehltau, Fäulnis und Schimmelpilze. Der Marzemino wächst sehr üppig und kann sehr interessante konzentrierte Weine schenken, wenn man ihn durch richtiges Beschneiden in Schach hält. Deswegen liebt er einfache, kalkhaltige, lehmige oder basaltische Böden.
Der
Wein präsentiert
sich mit einer purpur-rubinroten
intensiven
Farbe. An der Nase entfaltet er Blumenaromen nach Veilchen und
Geranien, begleitet von feinen Nuancen roter Beeren und Gewürzen.
Beim
Trinken ist er gemäßigt,
von guter Frische und Dauer. Das Tannin ist niemals aufdringlich.
Im Laufe der Zeit ist diese Rebsorte auf vielfältige Art und Weise interpretiert worden: spritzig, still, trocken, lieblich und manchmal mild. Heute findet man ihn meistens in der trockenen Version. Normalerweise ist er leicht und nicht geeignet für eine lange Alterung.
DIE GESCHICHTE UND DIE HERSTELLUNG
Hinter dem Marzemino liegt eine sehr lange Weinbaugeschichte. Man muss nur daran denken, dass er schon in einer der wichtigsten Opern von Mozart dem “Don Giovanni” aus dem Jahr 1787 erwähnt wird.
Die
Ursprünge sind nicht ganz eindeutig, aber
im Laufe der Jahre haben sich in der Diskussion um seine Herkunft
drei hauptsächliche Theorien abgezeichnet:
- Lokaler Ursprung: verschiedene Wissenschaftler behaupten, dass das Trentino – Südtirol der Ursprungsort des Marzemino ist, auserwählt im Laufe der Zeit von der antiken ansässigen Bevölkerung und zufällig wiederentdeckt und -aufgewertet.
- Ausländischer Ursprung: andere vermuten den Ursprung des Marzemino im Ausland wegen der Ähnlichkeit zu Marzmin, einem Dorf, das es dereinst zwischen Kärnten und Slowenien gab. Von hier sei die Rebe von den Soldaten der Serenissima in unsere Gegend gebracht worden.
Neuere archäologische Untersuchungen legen seine Ursprünge nach Kleinasien, in die Stadt von Merzifon.
Eine andere These basiert auf den Funden einiger Dokumente, die eine zeitliche Einordnung verfolgen: man liest von den Trauben Marzavi in den Handelsregistern von Zypern, dann auf den dalmatinischen Inseln und am Ende in den Zentren für den Tausch von landwirtschaftlichen Produkten bei den Flussmündungen von Po und Etsch. - Antiker Ursprung: einige Quellen, für die jedoch der geschichtliche Beweis fehlt, behaupten dass der Marzemino von den alten Römern, die zu den ersten häuslichen Anbauern der Rebe gehörten, eingeführt wurde.
DIE ANBAUGEBIETE
Hauptsächlich in Norditalien verbreitet, betrifft das Vorkommen des Marzemino folgende Regionen: Trentino-Südtirol, Venetien, Friuli-Venezia Giulia, Emilia-Romagna, die Lombardei. Betrachten wir nun, welche Weinanbaugebiete die grösste Bedeutung haben:
Das Trentino wird als auserwählte Zone für den Marzemino betrachtet. Im Lagertal nimmt er die Züge von Tiefe und Fülle an, mit leichten balsamischen Nuancen. Ein für andere Gebiete völlig unüblicher Ausdruck.
Emilia-Romagna e Venetien bauen den Marzemino seit Jahrhunderten an und erhalten leichte spritzige Weine, aber in den letzten Jahren ist diese Rebe durch eine stille Version aufgewertet worden, die gerne zu Speisen gereicht wird. Bei Weinkennern weckt er durch seine blumigen und eleganten Düfte, seinem weichen Tannin und guter Trinkbarkeit verstärkt das Interesse. In der Gegend von Conegliano lässt man die Trauben verwelken, um den Refrontolo Passito ins Leben zu rufen.
In den Euganeischen Hügeln ist der Marzemino inzwischen eine Nischenrebsorte, mit kleinem Anbaugebiet. Wir bewahren ihn, da wir glauben, dass seine aromatischen Ausprägungen sehr nah an unseren Wurzeln liegen. Wir haben entschieden, dem Anbau des Marzemino Gentile aufgrund seiner Eleganz und höherer Langlebigkeit gegenüber dem Mazemina Bastarda, den Vorzug gegeben.
Wenn Sie unseren Marzemino Belvedere noch nicht kennen, erwarten wir Sie gerne in unserer Kellerei, um ihn zu probieren. In unserer Reihe „Prove d’Autore“ (Proben des Authors: ein Projekt, bei dem wir immer neue oder auch antike Methoden des Weinanbaus ausprobieren) führen wir aktuell einen ruhigen Weißwein, der aus den Trauben Marzemina Bianca e Moscato hergestellt wird. Ein einfacher Wein für jeden Tag. der von alten Traditionen erzählt.
KULINARIESCHE KOMBINATIONEN
Der Marzemino ist ein mit guter Frische, weichem Tanningehalt und durchschnittlich anhaltendem Abgang ausgestatteter Wein: aufgrund dieser Eigenschaften wird er gerne zu sehr fettigen und mittelmäßig saftigen Speisen gereicht. Er ist angenehm als Aperitif und im Sommer auch eine gute Alternative zu einem stärker strukturierten Wein.
Bei den Kombinationen muss man immer seinen persönlichen Geschmack mit einbeziehen, deswegen ist es gut mit den Geruchs- und Geschmacksempfindungen zu experimentieren und zu spielen.
Die gastronomischen Verbindungen, die den Marzemino richtig zur Geltung bringen, sind zahlreich:
- Vorspeise mit Polenta als Grundlage und gegrillter Salami;
- Gerührter Risotto mit Gorgonzola DOP, Radicchio und Nüssen;
- Saftiges Rindergeschnetzeltes mit Kartoffeln;
- Wurstwaren wie der Culatello di Zibello DOP, la coppa piacentina, il cotechino, la Sopressa Vicentina DOP o la Mortandela trentina;
- Ein guter Käse: formaggio di fossa, un Monte Veronese oder eine aus Ziegen- und Schafsmilch gemischte “caciotta”;
- Er begleitet auch Speisen, die sonst eher als schwierig für Rotweine angesehen werden. Z. B. Pilzgerichte, ihre grundsätzlich bittere Tendenz untersagt den Verzehr zusammen mit stark tanninhaltigen Weinen.
Die Einzigartigkeit dieses Weines liegt eben in seiner Frische und Ausdruckskraft: eine Vielfalt die erhalten werden und deren önologisches Erbe lebendig bleiben muss.